Der Beruf des Schriftstellers ist eine abenteuerliche Reise durch die Tiefen der eigenen Fantasie, begleitet von unzähligen Tassen Kaffee und gelegentlichen existenziellen Krisen. Es ist ein Leben, in dem das Starren auf eine leere Seite als produktive Arbeitszeit gilt und der Pyjama als angemessene Arbeitskleidung akzeptiert wird.
Morgens, oder wann immer der Schriftsteller entscheidet, dass es Zeit ist aufzustehen, beginnt der Tag mit dem Ritual des „Ich schreibe heute definitiv 1000 Wörter“. Nach drei Stunden intensiven Nachdenkens über die richtige Wortwahl für den ersten Satz und einer kurzen Ablenkung durch das Sortieren der Stifte nach Farbe ist es Zeit für eine wohlverdiente Pause.
Die Muse ist ein launisches Wesen, das meist dann erscheint, wenn man gerade nicht nach ihr sucht – zum Beispiel unter der Dusche oder kurz bevor man einschläft. Notizbücher stapeln sich überall, gefüllt mit kryptischen Ideen, die im Moment der Eingebung brillant erschienen, später aber wie die Rezepte für missglückte Zaubertränke wirken.
Der Schriftsteller pflegt eine besondere Beziehung zu seinen Figuren. Sie sind wie imaginäre Freunde mit eigenen Willen, die sich weigern, der geplanten Handlung zu folgen. Manchmal führen sie so heftige Debatten mit dem Autor, dass Außenstehende denken könnten, er spreche mit sich selbst – was natürlich völlig absurd ist. Er spricht mit seinen Figuren!
Die Deadline ist der natürliche Feind des Schriftstellers. Sie nähert sich schleichend, während man fest davon überzeugt ist, noch alle Zeit der Welt zu haben. Plötzlich ist es der Abend vor der Abgabe, und man entdeckt, dass das gesamte Werk vielleicht doch besser in der Ich-Perspektive geschrieben wäre.
Familie und Freunde verstehen oft nicht ganz, was ein Schriftsteller den ganzen Tag so treibt. „Du sitzt doch nur zu Hause, das ist doch kein richtiger Job“, sagen sie, während der Schriftsteller heimlich plant, sie in seinem nächsten Roman als Bösewichte einzubauen.
Der Gang zum Verlag oder das Warten auf Rückmeldungen von Agenten ist ein Abenteuer für sich. Ablehnungsschreiben werden zur Standardlektüre, manchmal so kreativ formuliert, dass sie fast als eigene literarische Werke durchgehen könnten. Doch der Schriftsteller lässt sich nicht entmutigen – schließlich braucht jedes erfolgreiche Werk eine gute Entstehungsgeschichte voller Rückschläge.
Am Ende des Tages ist der Beruf des Schriftstellers eine Mischung aus Chaos und Magie, aus endlosen Stunden des Zweifels und kurzen Momenten der Euphorie, wenn ein Satz perfekt gelingt. Es ist der Glaube daran, dass Worte die Welt verändern können, und die Bereitschaft, dafür ein wenig Verrücktheit in Kauf zu nehmen. Und seien wir ehrlich: Wer möchte nicht in einer Welt leben, in der Tagträumen als berufliche Pflicht gilt?